Berufstraum Rechtspflegerin. Heute Oberamtsanwältin.
Nadja Mundil wollte schon in der Schulzeit Rechtspflegerin werden. Einige Absagen und berufliche Umwege haben sie nicht davon abgebracht, ihren Traum zu verfolgen. Mit viel Eigeninitiative und einer großen Portion Hartnäckigkeit hat Nadja eine Bilderbuchkarriere hingelegt und ist heute stolze Oberamtsanwältin.
Ich wollte schon in meiner Schulzeit Rechtspflegerin werden. Die Tochter eines Kollegen meines Vaters war Rechtspflegerin und was sie so erzählte, klang so gut, dass ich auf die Idee kam, dass das auch etwas für mich sein könnte. Mit 18 habe ich mich dann zum ersten Mal bei der Justiz beworben und wurde leider ohne Einladung abgelehnt – vermutlich wegen meines Notenschnitts. Ich weiß noch, dass sich daraufhin eine meiner damaligen Lehrerinnen mit einem Empfehlungsschreiben für mich eingesetzt hat. Ich bekam ein nettes Schreiben und wurde wieder abgelehnt.
„Ich wollte für meinen Traum kämpfen.“
Nach dem Abi habe ich dann erstmal Germanistik und Geschichte studiert und 2008 meinen Magister gemacht. Einige berufliche Umwege später war da aber immer noch der Wunsch, Rechtspflegerin zu werden, und so habe ich eines nachts (nach zwei bis drei Gläsern Whiskey) nochmal eine Bewerbungsmail an die Justiz geschrieben. Das war im Februar oder März. Kurze Zeit später bekam ich einen Anruf von der Justiz. An das Gespräch erinnere ich mich noch, als wäre es gestern gewesen. Die Dame am Telefon sagte mir, dass meine Bewerbung für dieses Ausbildungsjahr leider zu spät komme. Ich müsse es einfach im nächsten Jahr noch einmal probieren – es sei denn, ich sei schwerbehindert. Ich musste laut lachen und antwortete: „Ja, das bin ich. Ich sitze im Rollstuhl!“ Und sie so: „Das ist ja toll!“ Meine Freude war riesig! Endlich stand meinem Traum nichts mehr im Weg, dachte ich. Auf dem Weg zum Vorstellungsgespräch hat dann im strömenden Regen mein Auto seinen Geist aufgegeben. Sollte es jetzt wirklich auf den letzten Metern noch schiefgehen?
„Noch im Vorstellungsgespräch habe ich die Zusage bekommen.“
Ich kam trotz allem pünktlich! Das Gespräch lief super und man sagte mir noch vor Ort, dass ich mein Duales Studium starten durfte. Herr Richter vom OLG Düsseldorf sagte damals zu mir: „Frau Mundil, wo waren Sie all die Jahre?“ Meine Antwort: „Ich war immer da, aber Sie wollten mich ja nicht.“
Das Gefühl danach war unbeschreiblich. Endlich durfte ich das machen, was ich schon immer wollte.
„Eigentlich hatte ich jetzt alles erreicht … eigentlich.“
2012 war ich fertige Rechtspflegerin. Jetzt hatte ich das Abi, meinen Magister und das Diplom in der Tasche und sagte zu meiner Ehefrau, dass ich jetzt nie wieder was Neues anfangen wolle und sie mich doch bitte daran erinnern möge, wenn ich mit einer neuen Idee käme. Mein Entschluss hielt ziemlich genau sechs Monate. Im Mai 2013 fragte ich mich, ob ich nicht noch Amtsanwältin werden wolle. Und nach meinem eigentlich entschlossenen Nein dachte ich: Ach, einmal kann ich noch. Bis ich dann allerdings zum Amtsanwaltsdienst zugelassen wurde, dauerte es insgesamt drei Bewerbungen. 2016 startete ich im Januar „mal wieder“ in der Eifel und meine Urkunde zur fertigen Amtsanwältin erhielt ich im April 2018. Im November 2023 wurde ich zur Oberamtsanwältin befördert.
„Wir entscheiden hier sehr weitreichend.“
Ich war unglaublich gerne Rechtspflegerin. Man arbeitet so nah an den Menschen und ihren Schicksalen, allerdings ist das eigentliche Verfahren bereits erledigt und die jeweiligen Entscheidungen sind schon rechtskräftig. Als Amtsanwältin bin ich mitten im Ermittlungsverfahren und außerdem nehme ich als Vertreterin der Staatsanwaltschaft an der Hauptverhandlung teil. Eine große Verantwortung, an der ich nochmal gewachsen bin. Ich bin sehr vorsichtig mit dem, was man glaubt über Menschen zu wissen. Vorurteile verstellen einem den Blick darauf, den Menschen zu sehen, der vor einem steht. Man glaubt, schon etwas über die Person zu wissen, aber alles und jeder kann mich zu jeder Zeit überraschen. Jeder Mensch hat das Recht darauf, mit unvoreingenommenem Blick betrachtet zu werden und so beurteilt zu werden, als wäre er der erste, der vor mir steht.
Ich mag meinen Beruf.