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Allgemeiner Vollzugsdienst bei der Justiz.NRW

Christian Wolff ist nicht nur Beamter im Allgemeinen Vollzugsdienst, sondern auch begeisterter Romanleser – und selbst Autor. Die Leidenschaft für Bücher teilt er mit seinen Gefangenen und schenkt ihnen auf diese Weise einen Ort, an den sie flüchten können. 

Geschichten haben mich immer gefesselt. Schon in der Schulzeit habe ich wahnsinnig viel gelesen und selbst die ersten Kurzgeschichten verfasst – später dann sogar eigene Romane. Als ich während der Corona-Pandemie die Bibliothek der Jugendarrestanstalt Düsseldorf übernehmen durfte, habe ich die Chance gesehen, meine Leidenschaft mit den Arrestanten zu teilen. Ich wollte nicht bloß Bibliothekar sein, sondern sie wirklich in die Welt der Bücher und Geschichten einführen. Ich wollte die Bibliothek zu einem Ort machen, an den sie flüchten können, wenn ihnen alles andere zu viel wird.

„Einfach wegsperren bringt nichts.“

Ich nehme mir für jeden Arrestanten die Zeit, herauszufinden, was ihn interessiert, welche Filme er schaut und welche Art von Geschichten er mag. Dann wähle ich für ihn ein passendes Buch aus. Im normalen Alltag ist Leseförderung aufgrund der medialen Vielfalt kaum möglich. Aber im Arrest gibt es keine Ablenkungen. Deshalb nimmt früher oder später fast jeder Gefangene mein Angebot an. Und das beschränkt sich nicht nur auf die Auswahl von Romanen. Wir bieten außerdem kreative Schreibateliers, politische Bildung und andere Projekte an. Wir bringen beispielsweise Vätern und werdenden Vätern spannendes Vorlesen für ihre Kinder bei. Außerdem leite ich das Stolperstein-Projekt der JAA, bei dem ich mich gemeinsam mit den Arrestanten mit dem Holocaust und dem Nationalsozialismus auseinandersetze, um Radikalisierung vorzubeugen. Wir wollen bei den jungen Männern wirklich etwas bewegen. Nur wegsperren bringt nichts.

Christian Wolff, Beamter im Allgemeinen Vollzugsdienst der Justiz NRW:

„Ich kann wahnsinnig viel bewirken.“

Die Arrestanten bleiben maximal vier Wochen bei uns. Das ist nicht viel Zeit, um mit den Jungs zu arbeiten. Aber trotzdem kann man wirklich viel bewirken. Ich erinnere mich zum Beispiel an einen jungen Mann, der vor ein paar Jahren zu uns kam. Er war während der ersten Tage sehr auffällig und gewaltbereit. Doch eines Tages kam er in meine Abteilung und war wie ausgewechselt. Er hat sich sogar dafür bedankt, dass wir ihm seine Grenzen aufgezeigt haben. Drei Jahre später schlage ich die Rheinische Post auf und sehe genau diesen Jungen wieder – ausgezeichnet als bester Bäckerlehrling des Jahres. Das bleibt mir für immer im Gedächtnis.

„Hinter jeder Akte steckt eine Geschichte.“

Solche Erlebnisse sind es, die meinen Job so besonders machen. Jeder Tag ist anders und ich nehme viele Erfahrungen mit. Hinter jeder Akte wartet ein neuer Mensch, eine neue Geschichte. Näher kann man einem Menschen kaum kommen. All das macht meinen Job zum besten, den ich je hatte.

 

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